Deutsch-tschechische Ausstellung auf den Spuren des Uranabbaus beiderseits der Grenze

Vor knapp 40 Jahren endete in der Gemeinde Mähring die Suche nach Uran. Die Untersuchungsschächte „Wäldel“ und „Höhenstein“ am Grenzkamm des Oberpfälzer Waldes wurden 1983 eingestellt, die Hoffnungen auf große Uranvorkommen hatten sich nicht erfüllt. Anfang der 1970er hatte eine Firma aus dem Schwarzwald im Auftrag der Gewerkschaft Brunhilde, einer privaten GmbH aus Niedersachsen, eine Grube bei Mähring betrieben. Nach der zwischenzeitlichen Stilllegung wurde die Arbeit 1977 wiederaufgenommen und um einen zweiten Standort beim benachbarten Poppenreuth erweitert. Insgesamt ca. 40 Bergleute arbeiteten in jeweils zwei Schichten in den beiden Gruben, der Mähringer Schacht war über 300 Meter tief. Die Urananreicherungen im Gestein waren am Ende jedoch zu unrentabel für den Abbau. Wegen der aufwändigen umweltgerechten Versiegelung der Gruben war in den Medien nun nicht mehr vom „Stiftlandgold“, sondern vom Millionengrab die Rede.

Foto: Annette Kraus

Anders war die Situation hinter dem Eisernen Vorhang in der sozialistischen Tschechoslowakei. Nur ein paar hundert Meter und in Sichtweite von „Wäldel“ befand sich das Uranbergwerg Dylen/ Tillenberg mit zwei Schächten von über 1000 Meter Tiefe. Sie gehörten zu den „Uranwerken Westböhmen“ mit Sitz in Zadní Chodov, die in der Umgebung weitere Bergwerke betrieben. Weil die Grube Dylen im streng bewachten und für die Allgemeinheit gesperrten Grenzstreifen lag, durchliefen die Bergleute eine strenge Kontrolle über ihre politische „Zuverlässigkeit“. Tag und Nacht arbeiteten dort bis zu 150 Personen im Drei-Schicht-Betrieb, das gewonnene Erz ging zur Aufbereitung in die Sowjetunion. Nach der Auflösung des Ostblocks kam auch für die Urangruben Zadní Chodov das Aus, die letzte Grube wurde 1992 stillgelegt.

Foto: Annette Kraus

Die Ausstellung des Gelebten Museums Mähring nimmt erstmals die Zeit des Uranabbaus in unserer Region in den Blick. Im Mittelpunkt stehen die Erinnerungen der Bergleute beiderseits der Grenze. Wie verlief die Arbeit unter und über Tage? Welche Geräte und Maschinen kamen zum Einsatz? Welche Rolle spielten der Strahlen-, Gesundheits- und Umweltschutz? Und was wusste man damals von der Arbeit auf der anderen Seite des Eisernen Vorhangs? Das Gelebte Museum Mähring hat viele Objekte, Fotos und Dokumente zusammengetragen. Sie stammen von Bergleuten, aus dem Bergbaumuseum Planá und dem Mineralienmuseum Mähring.

Foto: Annette Kraus

In Videointerviews, durchgeführt von der Museumsfachstelle der IKom Stiftland und mit Unterstützung durch das Centrum Bavaria Bohemia in Schönsee zweisprachig untertitelt, berichten deutsche und tschechische Bergmänner von ihrer Zeit unter Tage. Zur Ausstellungseröffnung kommen sie in Mähring zusammen, um ihre Erinnerungen auszutauschen.

Die Ausstellung und die Interviews sind zweisprachig deutsch-tschechisch. Der Eintritt ist frei bzw. gegen Spende.

Die Ausstellung ist bis Juni 2023 geöffnet. Die nächsten Öffnungstage sind am 15. 01. und am 29.01. von 14 bis 17 Uhr – an diesen Tagen hat auch das Museumscafé geöffnet. Weitere Daten folgen. Besichtigungen sind auch nach Voranmeldung möglich unter Tel. 0049 9639 1898 sowie per Mail unter weis-bettina@t-online.de

Gelebtes Museum Mähring

Rathausstraße 98, 95695 Mähring

Horní Falc, Německo

Annette Kraus