Kein Heimspiel für den neuen Präsidenten

Der neu gewählte tschechische Präsident, Petr Pavel, wurde am Wochenende mit überwältigender Mehrheit zum neuen Präsidenten der Tschechischen Republik gewählt. In elf der insgesamt vierzehn tschechischen Bezirke konnte er seinen Konkurrenten, Andrej Babiš bezwingen. Auch im Bezirk Pilsen, wo er 55,71 % der Stimmen holte.

Foto: https://www.generalpavel.cz/

Bei näherer Betrachtung bleibt allerdings ein Wermutstropfen, der den grandiosen Erfolg ein klein wenig trüben könnte: Der Bezirk Pilsen besteht aus sieben (Land)kreisen und einer davon ist der Kreis Tachov, in dem auch Pavel´s Geburtsstadt Planá (bei Marienbad) liegt. Ausgerechnet in Planá und im gesamten Kreis Tachov entschieden sich mehr Wähler für Andrej Babiš. Landkreisweit holte er 56,28 %, in Planá selbst sogar 59,10 %. Und auch in der Gemeinde Milíře (ebenfalls Kreis Tachov), in der Pavel drei Jahre mit seinen Eltern gewohnt hatte, entschied sich eine Mehrheit von 55,36 %  der Wähler gegen ihn. Allerdings gingen im Kreis Tachov auch die wenigsten Menschen zur Wahl, dort gaben nur 67,48 % der Wahlberechtigten ihre Stimme ab, drei Prozent mehr als in der ersten Runde der Präsidentschaftswahlen.

Vielleicht ist das der Grund, weshalb für die Lokalredaktionen im Grenzgebiet die Tatsache, dass der neue Präsident „ein Hiesiger“ ist, kaum eine Rolle spielt. Heute hat „General Pavel“, wie ihn seine Anhänger nennen, keine familiären Bindungen mehr in die Grenzregion, stolz ist man in Planá und Milíře trotzdem auf den neuen Präsidenten. Rodika Račáková, eine glühende Unterstützerin Pavels, berichtet gegenüber dem Tachauer Tagblatt von Wahlplakaten in vielen Fenstern, Schaufenstern und Häuserfassaden in Pavel´s Heimatorten. Viele Menschen dort erinnern sich liebevoll an ihn und Račáková selbst ist nicht nur begeistert, weil sie ihn persönlich kennt, sondern weil er klug ist, niemals überheblich war und immer sachlich bleibt. Für sie ist er der beste Präsident, den man sich wünschen kann.

Im Bezirk Karlsbad, zu dem auch Waldsassens Nachbarstadt Cheb/Eger gehört, ist Pavel Andrej Babiš unterlegen. In einem Interview mit dem staatlichen Nachrichtensender ČT24 kündigte er an, noch vor seiner Inauguration am 9. März die drei Bezirke besuchen zu wollen, in denen er nicht die Mehrheit der Stimmen erlangt hat. Laut den ersten Informationen, die man aus seinem Wahlkampfteam im Bereich Eger hört, könnte er bereits nächste Woche ins Grenzgebiet kommen. Der Regierungspräsident Petr Kulhánek lässt schon eine offizielle Einladung vorbereiten. Bei der Frage nach den Gründen, warum gerade im westböhmischen Grenzgebiet die Unterstützung für den populistischen Ex-Premier Andrej Babiš so deutlich ausfiel, führt das Egerer Tagblatt an, dass der Bezirk Karlsbad die wirtschaftlich schwächste Region des Landes ist, in der das Lohnniveau am niedrigsten ist und der Strukturwandel weg vom Braunkohletagebau noch einige Herausforderungen nach sich zieht. Ohne eigene Hochschule oder Universität steht der Bezirk auch nicht gerade für Innovation. Hinzukommt, dass dem Kurort Karlsbad die Corona-Pandemie sowie der Exodus der russischen Bevölkerung seit Beginn des Krieges in der Ukraine schwer zugesetzt hat. Da ist es für Beobachter erklärbar, dass die Menschen eher dazu neigen, einem Populisten zu glauben, der ihnen verspricht, „die kleinen Leute“ nicht zu vergessen und dafür zu sorgen, dass die steigenden Preise sie nicht erdrücken.

Verständlich ist das aber nicht für jeden in der Region. Viele haben nicht vergessen, dass es der damalige Premier Andrej Babiš war, der das Hilfsangebot von bayerischer Seite ablehnte, als die Krankenhäuser in der Region in der Corona-Pandemie unter der Last und dem Ansturm neuer Patienten zusammenbrachen. Vielen Patienten hätte vermutlich geholfen werden können. Damals äußerte er immer wieder, der Bezirk Karlsbad könne „immer nur jammern“. Unvergessen auch der Fauxpas als Babiš den Bezirk (kraj) „Karlovarsky“ mit dem Bezirk „Hradec Králové“ verwechselte und man den Eindruck haben musste, er weiß gar nicht, wo Karlsbad liegt. Dass die Wähler von Babiš das alles schon vergessen haben wollen, können die Anhänger von General Pavel nicht verstehen. (bec)