Vom 11. bis 13. April 2025 fand in Marienbad die traditionelle Veranstaltung „Marienbader Gespräche“ statt. Diesmal ging es um den 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs. Während des dreitägigen Seminars traten Persönlichkeiten aus Kultur und Politik aus der Tschechischen Republik und Deutschland auf, um ihre Beobachtungen, Vorschläge und Lösungen zur Verbesserung der gegenseitigen Beziehungen auszutauschen. Bernd Posselt, Sprecher der Sudetendeutschen Landsmannschaft, betonte in seiner Rede sowohl die Wichtigkeit als auch die Gefahren, die mit Identität verbunden sind.
Bild: Der Schriftsteller und Journalist Petr Brod
Die Tradition der Marienbad-Gespräche, die bis ins Jahr 1992 zurückreicht, konzentriert sich auf die Festigung und Entwicklung der Freundschaft zwischen der tschechischen und der deutschen Nation. Dieses Treffen dient als wichtige Plattform für den Dialog, auf der sich Vertreter verschiedener Ebenen treffen – von Spitzenpolitikern bis hin zu Vertretern von Städten und Gemeinden. In der Diskussion werden auch wichtige historische Ereignisse und ihr Einfluss auf die aktuellen deutsch-tschechischen Beziehungen reflektiert.
Bild: Mitorganisatorin des Seminars Christa Naaß
Der Einladung zur Veranstaltung folgte der deutsche Botschafter in Prag, Andreas Künne, der anführte, dass die Marienbader Gespräche nicht nur für die Sudetendeutschen von großer Bedeutung seien. Sie schaffen nämlich ein Forum, in dem eine offene Diskussion in intimer Umgebung stattfinden kann. Sie sind wichtige Plattformen, die als Brücke zwischen unseren Nationen fungieren. Das diesjährige Treffen hat diese Bedeutung nur bestätigt. Die Themen, die ausgewählt wurden, waren äußerst aktuell und relevant. Im Kontext des 80. Jahrestages des Endes des Zweiten Weltkriegs war eine Diskussion über die Krise und ihre Folgen durchaus angebracht. Ich denke, es ist uns gelungen, dieses Jubiläum in würdiger Weise zu begehen.
Bild: Der deutsche Botschafter Prag, Andreas Künne und der Leiter des Sudetendeutschen Büros Prag, Peter Barton
Die Marienbader Gespräche wurden auch durch die Anwesenheit des tschechischen Botschafters in Berlin, Jiří Čistecký, und des Sprechers der österreichischen Botschaft in Prag, Andreas Wiedemann, unterstützt. Beide hochrangigen Gäste hoben die Bedeutung der Veranstaltung hervor und würdigten ihren Beitrag zur internationalen Zusammenarbeit. Sie betonten, dass die Marienbader Gespräche dazu beitragen, Antworten auf viele Fragen zu finden und neue Möglichkeiten der gegenseitigen Verständigung zwischen unseren Nationen zu eröffnen.
Bild: Der Sprecher der Sudetendeutschen Landsmannschaft, Bernd Posselt
Bernd Posselt, Sprecher der Sudetendeutschen Landsmannschaft, betonte in seiner Rede die Bedeutung der Identität, warnte aber vor ihren gefährlichen Auswüchsen in Nationalismus oder Radikalismus. Er warnte davor, dass eine übermäßige Betonung der nationalen Identität zu einem Gefühl der Überlegenheit über andere Menschen, Gruppen und Nationen führen kann. Es ist der Wunsch nach einer starken Identität, der manche Menschen zu extremistischen Ideologien führen kann, die verlockende, aber gefährlich einfache Antworten und ein falsches Zugehörigkeitsgefühl bieten.
Bild: Der stv. Bundesvorsitzenden der Sudetendeutschen Landsmannschaft, Steffen Hörtler
An der Podiumsdiskussion im Rahmen der Veranstaltung nahmen Senator Martin Krsek, die Bürgermeisterin von Prag 1, Tereza Radoměřská, die Landtagsabgeordneten Volkmar Halbleib, Bernhard Pohl und Hannes Heide teil, sowie die Landtagsabgeordneten Petra Loibl und Kerstin Celina. Moderiert wurde von Peter Becher.
Der Journalist und Regisseur David Vondráček präsentierte einen Dokumentarfilm über die Arbeit junger Menschen im Erzgebirge.
Vorgestellt wurde auch Werke des Schriftstellers Petr Brod, der sich auf die Geschichte der tschechisch-deutschen Beziehungen und der jüdischen Gemeinschaft in Böhmen spezialisiert.
Bild: Der Schriftsteller und Journalist Petr Brod
Organisiert wurde das Seminar vom Sudetendeutschen Rat, in dem die deutschen Parteien CSU, CDU, SPD und die Freien Wähler vertreten sind. Mitorganisatorin des Seminars war Christa Naaß, Generalsekretärin des Sudetendeutschen Rates und ehemaliges Mitglied der Sozialdemokratischen Partei (SPD) im Bayerischen Landtag.
Übersetzung: Jana Hein, Sudetendeutschen Büro Prag